Lage
Gerçin Höyük liegt am nördlichen Rand der Ebene des Karasu, 7 km nördlich von Zincirli und 20 km nördlich von Islahiye, dem Hauptort des Verwaltungsbezirkes Islahiye-İlçesi in der türkischen Provinz Gaziantep. Die Ebene ist lediglich 10 bis 20 km breit und wird im Westen von den steil aufregenden Hängen des Amanus und im Osten von der niederen Bergkette des Kurd Dağ begrenzt.
Gerçin Höyük
Der Gerçin Höyük ist keine künstlich aufgesiedelte Erhebung sondern eine natürliche Felsformation mit einer markanten, annähernd kreisrunden Kuppe im Norden und einer langgestreckten, ovalen Kuppe im Süden.
Die Nordkuppe steht an ihrem höchsten Punkt gut 70 m über der Ebene, die Südkuppe 60 m, beide Erhebungen sind durch eine lediglich 20 m höher als die Ebene gelegene Senke getrennt. Die Gesamtlänge dieses Hügelpaars beläuft sich auf 1060 m, an der breitesten Stelle misst der Südhügel 440 m.
Die Hänge, die hinauf zu den Kuppen führen sind sehr steil, nur im Osten des Südhügels und in der Senke ist die Steillage weniger stark ausgeprägt. Der natürliche Felsen stößt bis auf die Spitzen beider Kuppen durch. Dennoch ist gut erkennbar, dass auf der Südkuppe ab ca. 40 m über der Ebene künstliche Ablagerungen ansetzen und das völlig abgeflachte Plateau auf der Nordkuppe ebenfalls Resultat anthropogener Eingriffe ist.
Raubgrabungen
Von der Mächtigkeit der hier tatsächlich anstehenden Kulturschichten zeugen die zahlreichen Gräben und Schächte von Raubgrabungen, die an diesem Ort in den letzten Jahren im bedenklichen Ausmaß zugenommen haben. Es ist gut zu sehen, dass die Raubgrabungen sowohl auf der Nord- als auch Südkuppe bis zu drei Meter tief in das Terrain greifen, teils in größeren Gräben, teils in kleineren Gruben, wobei in einem Fall sogar versucht wurde, einen tiefen Stollen in den Felsen zu treiben. Die beiseite geräumten Schuttreste der Raubgrabungen zeigen große Mengen an Bruchsteinmauerwerk vermengt mit Abfallresten (Keramik und Tierknochen). Unterhalb der Oberfläche treten zudem Orthostatenreihen in Erscheinung und lassen sich im Profil der Grubenwände Lehmziegelmauerwerk und -versturz erkennen.
Mit diesen eindeutigen Spuren antiker Bebauung nicht zu verwechseln sind die an die Grubenwand und den Grubenrand gesetzten modernen Stützmauern, die von dem Aufwand der hier betriebenen Raubgrabungsaktivitäten zeugen. Auf der Südkuppe geht sogar ein langer Schacht in einen Tunnel über, mit dem versucht wurde, nach Kammern im Inneren des Hügels zu suchen. Abgesehen von diesem kritischen Zustand, dem durch Ausgrabungen hoffentlich Einhalt geboten werden kann, vermitteln die Raubgrabungen ein sehr deutliches Bild von der Existenz und dem teilweise guten Erhaltungszustand der direkt unter der Oberfläche beginnenden Bauschichten.
Hält man sich die heutigen topographischen Verhältnisse auf den beiden Kuppen vor Augen und zieht die Einblicke aus den Raubgrabungen hinzu, so lassen sich mit einiger Sicherheit zwei potentielle Siedlungsbereiche und folglich archäologische Arbeitsbereiche eingrenzen: Der Bereich A mit einer ungefähren Gesamtfläche von 2,2 ha auf der flachen Nordkuppe und der Bereich B mit einer ungefähren Fläche von 8,8 ha auf der sich nach allen Seiten hin leicht neigenden Südkuppe. Hinzu kommt ein dritter Bereich entlang der ungefähr 965 m langen antiken Mauer am Fuß des Osthangs, welche von Koldewey 1894 dokumentiert wurde und von der heute noch spärliche Reste an der Oberfläche zu erkennen sind.